Lautsprache der Hühner

Tiersprache ist in den allermeisten Fällen, so auch bei Hühnern, ein aus Instinkten resultierendes Geschehen. Im Gegensatz zu der Lautsprache des Menschen ist sie also bereits angeboren, es bedarf keines Erlernens nach der Geburt. So wird beispielsweise ein Küken, das allein oder mit Geschwistern künstlich aufgezogen wurde, schnell unter einen Busch oder ähnlichem Schutz suchen, hört es zum ersten Mal den Warnlaut eines erwachsenen Huhnes.

 

Hühner kennen eine Vielzahl verschiedener Laute, die sich für den aufmerksamen Zuhörer aufgrund ihres Klangbildes eindeutig unterscheiden lassen. So gibt es beispielsweise gerade für die Warnung vor herannahenden Luftfeinden mehrere Laute, in Klangfarbe und Abstufung verschieden.

 

Einige Töne der Lautsprache lassen sich als für den Verkehr der Hühner untereinander kategorisieren, andere als Mitteilung über "Äußeres". Zu Letzterem lässt sich das bereits erwähnte Warnen des Hahnes oder der Glucke, manchmal auch anderer Hennen zählen. Ernstzunehmende Gefahr aus der Luft wird mit einem kurzem, gepressten "korr" oder "kirr" bedacht, was soviel wie "Deckung!" heißt. Die stimmliche Auspägung des Lautes, wie auch einiger anderer, kann etwas variieren und ist abhängig vom Individuum. Auch lassen sich die Warnlaute in mehrere Dringlichkeitsstufen unterteilen. Selbst ein vorbeifliegender Spatz kann dem Hahn ein kurzes "uo" entlocken, mit dem er etwa "Gebt acht!" sagen will. Je nach Dringlichkeit werden Warnungen schnell befolgt.

 

Gackern

 

Zu den bekanntesten Lauten gehört das Gackern. Es bedeutet Aufregung, was sich auch in seiner scharfen, abgehackten Tonart wiederspiegelt. Ist das Huhn verängstigt, stößt es kurze und gleichartige Laute wie "gack-ack-ack ackack-ack" aus. Rhythmischer wird das Gackern, wenn die Gefahr vorüber ist. Auch das Legegackern klingt so. Es lässt sich als Herdensuchruf erklären, welches die Henne nach vollzogener Eiablage ausruft. Der Hahn antwortet und eilt in vielen Fällen der gackernden Henne entgegen um sie anschließend zurück zur Herde zu führen. Wildhühner und urtümliche Haushühner, so manche Kampfhühner, gackern nur kurz und auch erst nach Verlassen des Nestes. Einzelne Hennen verzichten oft sogar gänzlich darauf.

 

Gakeln

 

Ein weiterer Laut, den man oft von Hennen vor der Eiablage hört, ist das Gakeln. Sie drückt damit ihre Legebereitschaft aus. Ist zum Beispiel das bevorzugte Nest von einer ranghöheren Henne belegt, welche sie nicht hereinlassen möchte, kann eine Henne mitunter einige Zeit aufgeregt gakelnd vor oder in der Nähe des Nestes warten, bis es endlich frei wird. Es drückt also Bedürfnisse aus, so auch etwa die, gefüttert oder aus dem Stall gelassen zu werden. Der Hahn gakelt nur bei der Nachstellung durch einen siegreichen Rivalen, was diesen beschwichtigen soll.

 

Wehlaute

 

Ebenso in verschiedenen Ausprägungen stößt das Huhn bei unterschiedlichen Anlässen sogenannte Wehlaute aus. Wird es vom Raubtier oder auch vom Menschen gepackt, schreit es abgesetzt und gellend. Dieses Schreien veranlaßt manchmal mutige Hähne und zuweilen auch Hennen, sich auf den Feind zu stürzen.

Wird ein Tier von einem stärkeren gehackt oder gebissen, stößt es einen nicht allzu lauten Ton oder einen schrillen Schrei aus. Abhängig ist dies sowohl von der Intensität des Hackens als auch vom Temperament des Gepeinigten.

Wird ein rangniederes Huhn von einem höheren gebissen, ist der Ton hier klar. Rauh, mit einem wütenden Unterton versehen ist er, wird irrtümlicherweise ein ranghöheres Tier von einem Niederen gehackt oder gebissen.

 

Lockruf

 

Meist mit hinweisenden Bewegungen ist das "tuck tuck tuck", der Lockruf des Hahnes verbunden, mit dem er die Hennen zum Futter lockt. Je schmackhafter das erspähte Futter, desto intensiver wird der Ruf. Auch Glucken rufen ihre Küken auf die gleiche Weise. Manchmal tun dies in abgeschwächter Form auch erwachsene Hennen und in seltenen Fällen sogar schon halbgroße Küken.

Der Lockruf des Hahnes ist allerdings nicht immer verlässlich für die Hennen. Es passiert nicht allzu selten, dass ein Hahn mit einer anderen Absicht "lügt". An völlig leeren Stellen täuscht er dann durch Locken und Hinweise Futter vor. Eine herbeilaufende Henne packt er dann um mit ihr zu kopulieren. Hähne, die allein sind suchen ebenfalls mit diesen Lauten Gesellschaft herbeizurufen.

 

Drohlaute

 

Laute, die mehr in die Kategorie des Verkehres der Hühner untereinander gehören, sind zum Beispiel Drohlaute. Sie sind meist ziemlich langgezogen und schwingend, aber nicht rhythmisch. Ein nicht unbedingt lautes, doch entschiedenes "ääk", "agack" oder "eckeck" ist die Aufforderung an einen Schwächeren, Platz zu machen. Wird dies nicht unverzüglich befolgt, hackt der Stärkere.

 

Kollern

 

Das sogenannte "Kollern" des Hahnes unterstreicht unter anderem den Kratzfuß. Fängt man einen Hahn und lässt ihn danach wieder los, ertönt es ebenso. Er sagt damit soviel wie "Das hat mir gar nichts ausgemacht!" Es ist somit eine Selbstbewusstseinsäußerung, die deshalb auch in der Nähe eines Stärkeren verstummt.

 

Nestsuche

 

Seltsam und zuweilen auch amüsant kann das Lautgemisch anmuten, wenn die Henne zu Beginn einer Legeperiode einen passenden Platz für ihre Eiablage sucht. Sie läuft dann suchend umher und äußert dabei ab und zu eigentümliche, leise Laute, die den Hahn zum Handeln treiben. Er streift nun mit ihr umher und ist für eine Weile ganz für sie da. Verschiedenste Verstecke werden dabei von ihm kriechend und steigend erkundet, begleitet von vielfältigen Lauten, von denen manche seinen ganzen Körper vibrieren lassen. An für sein Empfinden sehr empfehlenswerten Plätze scharrt er und lässt sich nieder. Ist sie endlich mit seiner Wahl zufrieden, was durchaus eine Weile dauern kann, steigert sie ihre vorher nur sporadisch erklingenden Laute, woraufhin er immer aufgeregter wird und sein Lautrepertroire ausdehnt. Wenn sich die Henne dann am gewählten Platz niederlässt, geht der Hahn endlich fort und kümmert sich nicht weiter.

 

Das Krähen

 

Kommen wir zu guter Letzt zur wohl bekanntesten Lautäußerung: dem Krähen. Der Hahnenschrei dient mehreren Zwecken und lässt sich schwer nur mit einer Bedeutung in Verbindung bringen. Er strahlt Kraft und Selbstsicherheit aus, oft wird vor dem eigentlichen Kampf von Hähnen gekräht. Er stellt den Herrschaftsanspruch klar, auch sich weit entfernten Hennen wird mitunter durch das Krähen der Weg zurück zur Gruppe geleitet. Ist in einer Gruppe kein Hahn vorhanden, können selbst hochrangige Althennen krähen.

 

Die Sprache der Hühner in Buchstaben wiederzugeben, ist nicht immer, gerade für den Nichtkenner, sonderlich verständlich. Am besten und interessantesten ist das Lauschen einer Hühnerschar bei ihren täglichen Geschäften. Man wird erstaunt sein, wie mannigfaltig die Ausdrücke sich darbieten.


     Körpersprache der Hühner

Hühner reagieren auf die Lautäußerungen von Artgenossen mit angepasstem Verhalten. Darüber hinaus steht ihnen aber noch eine weitere Möglichkeit der Kommunikation, oft benutzt in Begleitung der Lautsprache, zur Verfügung.

 

Da das Huhn in einer streng hierarischen Ordnung lebt, lässt sich folglich ein Großteil der Körpersprache bei täglichen kleineren oder größeren Auseinandersetzungen beobachten. In vielen Bewegungsmustern werden die Flügel gebraucht, mit denen das Huhn einiges auszudrücken vermag.

 

Flügelklatschen

 

Ähnlich dem Krähen, ist das Flügelklatschen ein Ausdruck des Hahnes, mit dem er Selbstsicherheit ausstrahlt. Hierbei werden die Flügeldecken klatschend über dem Rücken zusammengeschlagen. Er stellt damit unter anderem seinen Revieranspruch klar, oft dient dieses Verhalten auch als Einleitung von Krährufen. Offensichtlich sind Hennen für dieses Gehabe sehr empfänglich. Es gibt Studien nach denen Hennen, wenn sie freie Wahl zwischen zwei Hähnen haben, in den meisten Fällen den wählen, dessen relative Schlagfrequenz höher liegt.

 

Kratzfuß

 

Eine Überlegenheitsgeste ist der zumeist vom Hahn angewandte "Kratzfuß". Hier umschreitet er steifen Schrittes mit halb gesenkten Kopf die Henne. Er entfaltet dabei die Handschwinge der äußeren, also der Henne abgewandten Seite so, dass diese hörbar an den Läufen wetzt. Eine Tretabsicht wird gegenüber der Henne oft so bekundet, auch umkreisen junge Hähne in dieser Weise rangniedere Brüder. In abgeschwächter Form und mit höher gehaltenem Kopf kann ebenso eine Henne ihre Stellung gegenüber einer rangniederen Gefährten auf diese Art bekunden.

 

Flügelschwenken

 

Auch eine ganz gegensätzliche Stimmung drückt das Huhn mit den Flügeln, nämlich mit einer Art Schwenken oder Wedeln, aus. Es wird vor ranghöheren Tieren gezeigt, dessen Anblick sie stark beeindruckt. Das Gefieder am ganzen Körper ist eng angelegt, es wird sich "dünn" gemacht. Dabei wird, eher kraftlos wirkend, zwei- oder dreimal mit den Flügeln geschwungen, zumeist kurz gezögert, bevor sich das Schwingen beim anschließenden Rückzug andeutend nochmals wiederholt.

 

Flügelheben

 

Diesem Verhalten ähnlich ist das Flügelheben. Droht eine Henne einer anderen und kommt, nachdem diese ausweicht, ungewollt vor eine ranghöhere, die nun zurückdroht, senkt erstere schnell den Kopf und hebt im Wegdrehen die Flügel. Diese Entschuldigungsgeste wird zumeist anerkannt und die versehentlich Drohende muss keine Konsequenzen von der ranghöheren Henne fürchten.

 

Drohen

 

Das Drohen dient generell zur Betonung der Stellung in der Gruppe. Es signalisiert Kampfbereitschaft. Hähne drohen im Gegensatz zu Hennen stumm. Sie stellen sich dazu meist seitlich zum Kontrahenten, der Schwanz wird etwas nach der Seite des Gegners gestellt. Die äußere Schulter wird angehoben und die dem Bedrohten zugewandte etwas gesenkt. Die entstehende Körperhaltung erinnert ein wenig an den "Kratzfuß", das Entfalten der Handschwinge fehlt hier allerdings.

 

Wenn Hennen drohen tun sie dies hoch aufgerichtet, mit anliegendem Gefieder, angehobenem Flügelbug und deutlich gesenkten Spitzen der geschlossenen Flügel. Die ganze Körperform wird jetzt kantiger, graziler. Steht ein Kampf bevor, wird außerdem das Halsgefieder gesträubt und der Schwanz weit gespreizt.

 

Glucken

 

Eine Art Sonderform, da im Normalfall nicht das ganze Jahr über zu sehen, ist die Körpersprache der Glucken. Während andere Hennen ihr Gefieder dabei eher anlegen, sträubt die Glucke ihres in den meisten Fällen schon bei kleinsten Störungen. Durch ihren veränderten Hormonhaushalt sind sie zumeist aggresiver und schrecken oft auch nicht davor zurück, sich schreiend auf einen großen Hund zu stürzen. Wird sie mit ihren Küken beispielsweise von einer ranghöheren Henne oder einem Hahn bedrängt, sträubt sie das ganze Gefieder, die Flügel nach den Seiten und unten entfaltet, der Kopf dabei untertänig gesenkt. Dies ist eine rein defensive, der Abschreckung dienende Haltung, die im Regelfall zum Erfolg führt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie sich schlussendlich vom Störenfried abwendet, womit sie ihr Gesicht versteckt.

 

Das Verstecken des Gesichtes hat nicht nur bei Glucken Methode. Auch besiegte Hähne tun, können sie nicht flüchten, dies und stecken ihren Kopf mitunter in Hohlräume oder Ecken. Damit verschwindet für den Gegner der Anreiz zu neuem Angriff. Hühner erkennen sich gegeseitig am Gesicht und ein Verstecken dieses zügelt alsbald die Wut des Gegners.

 

Etwas, das Hühner, zum Beispiel im Gegensatz zum Truthahn nicht kennen, ist eine echte Demuthaltung. Wohl legen sie ranghöheren Artgenossen gegenüber untertäniges Verhalten an den Tag was den Gegner meistens dazu veranlasst, dem Unterlegenden nicht weiter nachzustellen. Stillhaltend dem Stärkeren jedoch ihre verletzlichste Stelle anzubieten, wie es etwa der Wolf tut, wenn er dem Gegner den Hals darbietet, was dieses dann hemmt zuzubeißen, ist den Hühnern fremd.